Starke Frauen, starke Branche: Steuerberatung im Wandel

3

Die Steuerberatung hat einen historischen Wendepunkt erreicht: Erstmals sind mehr Frauen als Männer in diesem Beruf tätig. Doch was bedeutet das für die Branche – und für die Zukunft der Wirtschaftsprüfung?

Der Weltfrauentag am 8. März ist ein Tag der Anerkennung – aber auch ein Anlass, Entwicklungen zu reflektieren, die unsere Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig prägen. Eine davon: Frauen haben in der Steuerberatung die Mehrheit übernommen. Was noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar schien, ist heute erfreuliche Realität. Das ist nicht nur ein statistischer Meilenstein, sondern ein Ausdruck des tiefgreifenden Wandels, den die Branche durchlaufen hat.

Flexiblere Arbeitsmodelle, attraktive Karrierewege und eine zunehmende inhaltliche Diversifizierung haben dazu beigetragen, dass sich immer mehr Frauen für diesen Beruf entscheiden. Ein wichtiger Faktor, um geeignete Menschen für unseren Job zu finden, ist die Flexibilisierung der Branche: moderne Arbeitsstrukturen ermöglichen individuelle Karrierewege, die mit dem Privatleben in Einklang gebracht werden können. Gleichzeitig gewinnt auch die Wirtschaftsprüfung an weiblicher Stärke. Der Anteil der Frauen ist hier zwar noch geringer, aber die Dynamik ist eindeutig: Digitalisierung, neue Arbeitsstrukturen und eine zunehmende Offenheit für flexible Karrieremodelle bieten attraktive Job-Möglichkeiten.

Dieser Wandel ist nicht nur ein Erfolg für Frauen, sondern für die gesamte Branche. Denn Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sind das Rückgrat eines funktionierenden Wirtschaftssystems – und dieses Rückgrat wird zunehmend weiblich geprägt. Frauen bringen neue Perspektiven, setzen innovative Impulse und tragen mit ihrer strukturierten, analytischen Herangehensweise entscheidend zur Qualität und Weiterentwicklung des Berufsstandes bei. Diese Entwicklung stärkt nicht nur die Branche selbst, sondern auch die Unternehmen und Institutionen, die auf ihre Expertise angewiesen sind. Zudem verändert sich das Geschlechterbild in der Branche insgesamt: Während früher traditionelle Rollenbilder dominierten, setzt sich heute mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass Führungsstärke, Durchsetzungsvermögen und strategisches Denken nicht geschlechterspezifische Eigenschaften sind, sondern individuell gefördert werden müssen.

Lohnungleichheit: Ein Hindernis auf dem Weg zur Chancengleichheit

Doch mit diesem Fortschritt entstehen auch neue Herausforderungen: Ein wesentlicher Aspekt ist die nach wie vor bestehende Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen. Auch in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung zeigt sich laut Erhebungen von Kununu ein signifikanter Gender Pay Gap. Laut den Daten von Kununu beträgt das Einstiegsgehalt für Steuerberaterinnen mit weniger als drei Jahren Berufserfahrung durchschnittlich 48.700 Euro brutto pro Jahr. Männer erhalten im Schnitt 53.300 Euro – ein Unterschied von satten neun Prozent. Nach zehn Jahren vergrößert sich diese Lücke sogar auf 18 Prozent: Männer verdienen dann durchschnittlich 95.900 Euro, während Frauen bei 79.700 Euro liegen. Besonders hoch ist laut Stepstone der Gender Pay Gap im Bereich Consulting, Wirtschaftsprüfung und Recht mit -19,4 Prozent. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass trotz aller Fortschritte strukturelle Hürden weiterhin bestehen. Es gilt, diese Ursachen zu analysieren und gezielt Maßnahmen zu ergreifen, um die Lohnungleichheit nachhaltig zu verringern.

Verantwortung übernehmen: Für eine gerechtere Branche

Die Verbesserung der Rahmenbedingungen – von fairen Gehaltsstrukturen bis hin zu transparenten Karrierewegen – ist ein zentrales Anliegen der Vereinigung der österreichischen Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (VWT). Als Präsident der VWT ist es mir persönlich ein großes Anliegen, dass unsere Branche nicht nur diesen Wandel anerkennt, sondern an seiner Weiterentwicklung arbeitet. Wir setzen uns aktiv dafür ein, die Entwicklung der Branche weiter voranzutreiben, um eine gerechtere und chancengleiche Arbeitswelt für alle zu schaffen. Dies im Interesse aller Kanzleien, die sich für die Zukunft optimal aufstellen wollen.

Eines steht für mich außer Frage: Die Steuerberatung hat die Zeichen der Zeit erkannt. Ich sehe es als meine Verantwortung, diesen Wandel weiter zu begleiten und Rahmenbedingungen zu schaffen, die Chancengleichheit nachhaltig fördern. Und mit der steigenden Zahl an Frauen in der Wirtschaftsprüfung wird dieser Trend weiter an Dynamik gewinnen. Entscheidend wird sein, den Weg konsequent weiterzugehen und sicherzustellen, dass Talent, Leistung und Kompetenz im Mittelpunkt stehen – unabhängig vom Geschlecht. Denn davon profitieren am Ende wir alle.

Weitere News-Artikel:

VWT News
Tagungsbericht von Franz X. Priester und Prof. Dr. Stefan Bendlinger – Das war die 30. Saalbacher Fachtagung 2025

Tagungsbericht von Franz X. Priester und Prof. Dr. Stefan Bendlinger – Das war die 30. Saalbacher Fachtagung 2025

Wenige Wochen vor der Alpinen Schiweltmeisterschaft 2025 in Hinterglemm trafen sich mehr als 60 Berufskolleg:innen im Glemmtal, um sich über die neuesten Entwicklungen im nationalen und internationalen Steuer- und Wirtschaftsrecht zu informieren. Hochkarätige...

MEHR ERFAHREN

Subscribe Newsletter

What types of insurance coverage do you offer?

03:48